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Die Akademiestraße in der Stadt Salzburg ist ein städtebaulicher Sonderfall - manche würden vielleicht sagen, ein Sündenfall: Plattenbauten aus den 1960er-Jahren zieren das Nonntal, eines der schönsten und teuersten Stadtviertel. Wer selbst in der Akademiestraße studiert hat, kennt die Bauten auch von innen besser, als einem lieb ist. Beengtes Platzangebot, in die Jahre gekommenes Mobiliar und ein baufälliger Gesamteindruck prägten das Bild. Bereits zu Beginn der 2000er-Jahre stand ein Abriss und Neubau einiger Gebäude im Raum. Doch die Studierenden der Fachrichtungen Pädagogik, Germanistik, Anglistik, Romanistik oder Slawistik sowie die Lehramtsstudierenden warteten lange Zeit vergebens.
Bis zur Umsetzung des Projekts dauerte es zehn Jahre
Von 2007 bis 2011 wurde schließlich der Unipark Nonntal errichtet. Der 65 Millionen Euro teure Neubau bietet Platz für rund 5500 Studierende der Kultur- und Geisteswissenschaften. Parallel setzte sich Elfriede Windischbauer, die Rektorin der Pädagogischen Hochschule (PH) Salzburg, für den Neubau ihrer Wirkungsstätte ein. Nun ist es endlich so weit: Am 1. Oktober öffnet die neue PH ihre Pforten für rund 1000 angehende Lehrerinnen und Lehrer. "Ein zehnjähriges Projekt findet seinen Abschluss", sagt Windischbauer mit hörbarer Erleichterung.
Zwei Neuwahlen verzögerten den Baubeginn
Die Budgetplanung startete 2010, drei Jahre später gab es mit dem Architekturbüro Riccione (sprich: Ritschi-one) aus Innsbruck einen Siegerentwurf, der aus 54 Einreichungen gekürt wurde. Den Architekten war es freigestellt worden, ob sie den Altbau abreißen oder sanieren. Die Tiroler Architekten entschieden sich dafür, die Plattenbauoptik zu erhalten. Der Baubeginn erfolgte 2018. Dass dazwischen fünf Jahre vergangen sind, erklärt Rektorin Windischbauer einerseits mit den intensiven Detailplanungen mit den Architekten. "Außerdem hatten wir in dieser Zeit zwei Mal Neuwahlen. Der alte Finanzminister wollte nicht mehr entscheiden und bis es eine neue Regierung gegeben hat, ist jedes Mal sehr viel Zeit vergangen."
Schlüsselübergabe coronabedingt zwei Monate später
Die 350 Lehrenden der Pädagogischen Hochschule übersiedelten im Laufe des Septembers in ihre neuen Räumlichkeiten. Die Schlüsselübergabe erfolgte am 8. September, "das sind nur zwei Monate später als geplant. Während des Lockdowns konnte eine gewisse Zeit nur sehr eingeschränkt gearbeitet werden", sagt Windischbauer. Zuletzt habe man im Ausweichquartier am nahen Mühlbacherhofweg nur mehr vier Räume für Rektorat und Verwaltung zur Verfügung gehabt, die Lehrenden hätten Homeoffice machen müssen. "Wir sind sehr froh, dass wir jetzt so ein schönes, helles, neues Gebäude haben."
Sehr "transparente" Büros sorgen nicht nur für Begeisterung
Sowohl bei den Seminarräumen als auch bei den Büros fällt auf, dass sehr viel Glas verarbeitet wurde - auch in den Gängen. Das habe nicht nur Anerkennung geerntet, sagt Windischbauer. "Manche Büros bestehen fast nur aus Glas. Aber wir konnten das lösen, indem Büros getauscht wurden, und die, die jetzt darin arbeiten, freuen sich sehr, dass alles so hell ist."
Der Retrostil wurde sogar noch betont
Der Charme der 1960er-Jahre zieht sich in der neuen PH bis in die letzte Ecke. Die alten Plattenbauten wurden entkernt, doch die Betonplatten außen erhalten. Das habe zahlreiche Herausforderungen mit sich gebracht, sagt Architekt Tilwin Cede von Riccione Architekten. "Wir mussten die Wände innen dämmen und die frei liegenden Decken mit einem speziellen Putz versehen, wegen des Brandschutzes." Bei der Isolierung seien mineralische Dämmstoffe zum Einsatz gekommen. Bei der Beschattung wurde auf außen liegende Lamellen aus Metallgeflecht zurückgegriffen: "Sie sind in ihrer Leichtigkeit ein Kontrapunkt zu den massiven Betonplatten."
Omas liebste Zimmerpflanzen und Spaghetti-Sessel
Der Stil der 1960er-Jahre wurde auch im neu gebauten Foyer durchgezogen: offene Betondecken, viel Sichtbeton. Bei den Sesseln im Foyer und teils auch in den Aufenthaltsräumen handelt es sich um echte Retroobjekte: Sogenannte Spaghettisessel kommen zum Einsatz, die Sitzflächen und Lehnen sind mit roten Plastikschnüren bezogen. Bei der Begrünung fiel die Wahl auf Omas liebste Zimmerpflanzen wie Fensterblatt oder Bogenhanf. Herzstück ist ein Hörsaal für 500 Personen Der Mittelpunkt der neuen PH, der die beiden Bauteile verbindet, ist der neue Stefan-Zweig-Hörsaal, der eine Etage unter die Erde versetzt wurde und Platz für 500 Personen bietet. Er soll - wenn die Coronapandemie überstanden ist - auch vermietet werden.
Die Rektorin kann nun die Früchte ihrer Arbeit genießen
Elfriede Windischbauer hat als Rektorin den Um- und Ausbau entscheidend vorangetrieben. Zur Überraschung vieler will sich die 58-Jährige nun aber bald aus dem Rektorat zurückziehen. "Ich bin noch ein Jahr im Amt und dann bleibe ich noch für sechs Jahre als Lehrende an der PH, da kann ich das neue Haus auch genießen." Ihre Nachfolgerin oder ihr Nachfolger werde in einer öffentlichen Ausschreibung ermittelt.
Wie aus einem maroden 60er-Jahre-Bau eine moderne Hochschule entstehen kann, zeigten Innsbrucker Architekten an der neuen Pädagogischen Hochschule (PH) vor. Die rund 1000 angehenden Lehrer dürfen sich ab heute über neue Räume zum „Chillen“, einen Debatierraum sowie eine neue Lehrküche freuen.
„Ich bin so froh, dass das 10-jährige Projekt jetzt fertig ist und Studenten sowie Mitarbeiter bald in die neuen Räumlichkeiten einziehen“, betont Rektorin Elfriede Windischbauer. Standen der PH-Verwaltung und dem Rektorat in den vergangenen Wochen doch nur vier Räume zur Verfügung, da im Ausweichquartier in der Viktor-Kehldorfer-Straße bereits das neue Gebäude der Praxisvolksschule gebaut wird. Herzstück des neuen Komplexes in der Akademiestraße ist der „Stefan Zweig Hörsaal“. „Er fasst bis zu 500 Besucher“, erklärt Architekt Tilwin Cede. In Corona-Zeiten werden aber nur rund 150 Studis im großen Saal Platz nehmen können. Auch die Begrüßung der 140 Erstsemestrigen muss gestaffelt erfolgen. Per Bluetooth-Übertragung können in diesem Saal auch gehörlose Studenten die Lehrveranstaltungen mitverfolgen.
Auf die Frage, wieso sich das Bauprojekt über so viele Jahre zog, meinte Windischbauer: „Genau in diese Zeitspanne fielen zwei Neuwahlen, die für uns wichtige Entscheidungen hinauszögerten.“ Umso mehr freue sie sich auf die kommende Zeit, in der sie selbst wieder unterrichten wird. S. Angerer